von Altdorf nach Einsiedeln
3-Tage vom Kanton Uri quer durch den Kanton Schwyz
📏59km, ↗ 3'610m, ↘3'210m
Tag 1
Ein wunderbarer sonniger Tag steht heute an. Ich starte langsam in den Tag und bin gegen elf am Bahnhof Altdorf. Zuerst suche ich einmal eine Toilette auf, denn die Öffentliche ist aktuell im Umbau. Kurzum entscheide ich mich beim Beck am Bahnhof vorbeizuschauen, um etwas zu kaufen, damit ich die WC-Anlagen dort nutzen kann.
Nach dem Besuch beim Beck geht's los in Richtung Klausenpass. Ich komme gut voran und verlasse das Tal kurz nach Mittag bergauf nach Biel. Unterwegs bergauf drückt die Sonne unerbittlich vom Himmel und ich schwitze, so dass ich mein Wasservorrat immer wieder bei verschiedenen Alpen auffüllen muss.
Auf dem Weg hinauf treffe ich auch zwei ältere Damen an, die das Heu auf alt bewährte Art mit einem Rechen zusammenrechen. Sie sprechen mich an und erkundigen sich, ob ich noch auf den Chinzig Chulm wandere. Ich sage "ja und noch weiter". Sie schauen mich erstaunt an und meinen, dass ich ja noch jung sei. Ich bin verwundert, verstehe nicht ganz, was sie meinen und verabschiede mich. Nach kurzer Zeit treffe ich oben bei der Bergstation in Biel ein und bewundere dort die grosse Wanderwegtafel.
Eigentlich wollte ich wegen dieser brütenden Hitze eine kurze Pause in der Bergstation einlegen. Doch irgendwie finde ich niemanden beim Restaurant, obwohl gross und fett "offen" steht.
Deshalb wandere ich einfach weiter Richtung Chinzig Chulm. Vorbei und durch etliche Kuhherden. Dabei stellt sich eine sehr bockig dar. Sie versperrt mir den Weg und macht keinen Wank. Auch nicht als ich versuche ihr klarzumachen, dass sie weg soll. Denn hinter ihr befindet sich ein Tor, durch welches ich hindurch sollte. Das Tor lässt sich leider nicht öffnen, wenn die Kuh einfach davor stehen bleibt.
Mir bleibt nichts anderes übrig als unter dem Stacheldraht hindurchzusteigen. Sie schaut mich nur verdutzt an und bleibt weiterhin stehen.
Nach kurzer Zeit erreiche ich den Chinzig Chulm auf 2065m. Dort habe ich Gesellschaft von einem jungen Pärchen. Sie erzählen mir, dass sie hier oben im Biwaksack übernachten und soeben die nahe gelegene Schutzhütte entdeckt haben. Nun wissen die beiden nicht genau, ob sie denn in der Hütte übernachten werden oder eben doch draussen. "Das Wetter wäre auf jeden Fall auf ihrer Seite", meine ich. Wir quatschen noch eine kurze Weile weiter, bis ich mich verabschiede und weiter ziehe, um mein Nachtlager zu finden.
Ich finde schnell einen geeigneten Platz, schlage mein Nachtlager auf und bereite mein Nachtessen zu. Heute gibt's Suppe mit dem Brötchen vom Beck aus Altdorf. Es schmeckt und ich geniesse noch die letzten Sonnenstrahlen, die mir noch Wärme spenden. Denn kaum ist die Sonne hinter den kargen Bergspitzen verschwunden, kommt auch schon ein kühler Wind aus Westen auf.
Ich verziehe mich in mein Nachtlager und kuschle mich ein.
Tag 2
Die Nacht war kühl. Doch frieren musste ich nicht. Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich und ich habe anfangs Mühe das wohlig Warme zu verlassen. Heute steht die Grösste der drei Etappen an und ich will doch früh los. Also überwinde ich mich und bin nach wenigen Minuten schon voller Tatendrang, so dass ich den kühlen Morgen gar nicht bemerke. Nachdem alles wieder eingepackt ist, geht es talwärts.
Auf dem Weg hinab wärmen mich die noch feinen aber angenehmen Sonnenstrahlen. Nach kurzer Zeit wird mir warm und ich muss mein Langarmshirt abziehen und meine Zip-Hosen kürzen.
Auf dem Hinab weg ist wieder das tägliche Thema "Wasser" sehr präsent. Doch es gibt überall genügend Möglichkeiten meinen Wasservorrat aufzufüllen, was praktisch ist. Denn so muss ich nicht zu viel Wasser mit mir herumschleppen, was ja schliesslich auch wieder Gewicht ist.
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Seit nun diversen Weitwanderungen bemerke ich, wie mein Gehör (vor allem bei warmem Wetter) extrem gut anspricht, sobald es irgendwo Wasser plätschern hört. Es fühlt sich irgendwie witzig an und ich finde es spannend, da ich es eigentlich gar nicht darauf konditioniert habe. Doch Erstaunen tut es mich nicht, denn ich habe ja auch einen erhöhten Wasserbedarf als sonst in meinem Alltag.
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Auf dem weiteren Weg hinab nach Muotathal treffe ich das junge Pärchen von gestern wieder bei einer Pause im kühlen Wald. Ich erfahre, dass die beiden in der Schutzhütte übernachtet haben. Nach einer kurzen Unterhaltung sagen wir uns wieder tschüss und vielleicht bis später. Doch, wie ich später bemerke, treffe ich sie heute nicht erneut an.
Kurz vor dem Tal streife ich noch durch eine kleine Schlucht, welche durch das Wasser über Tausende von Jahren ausgewaschen worden ist.
Unten im Tal angekommen, mache ich zuerst einmal eine Pause im Schatten, direkt neben einem plätschernden Brunnen. Ich merke, wie ich müde werde und breche nach kurzer Zeit wieder auf, da ich heute ja noch sicher bis nach Ibergeregg kommen möchte. Also steige ich wieder auf. Nach einem steilen Anstieg durch den Wald komme ich an diversen Alpen vorbei. Dort steigt mir der angenehme Geruch von frisch geschnittenem Gras in die Nase. Ich bemerke schnell, dass viele umliegende Bauern fleissig am Heuen sind. Ich geniesse den Duft und die kühle Brise, die hier oben bläst. Eine willkommene Abwechslung zur stehenden Hitze von heute Vormittag. Die Aussicht hier oben ist übrigens sehr schön und man kann in der Ferne den Vierwaldstättersee erkennen.
Am späteren Nachmittag komme ich in die Gegend Ibergeregg. Da ich mich aktuell in einem Naturschutzgebiet befinde, muss ich meinen Schlafplatz ausserhalb aufsuchen, denn dort ist campieren verboten. So wandere ich einen Umweg, genug weit hinaus aus dem Naturschutzgebiet, um einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Nach einem dritten Anlauf finde ich diesen, richte mich für die Nacht ein und gehe früh schlafen.
Tag 3
Ich bin noch vor dem Sonnenaufgang wach. Die Nacht war sehr ruhig. Einzig das feine Rauschen des Windes in den Baumkronen war zu hören. Ich starte mit einem Apfel und bleibe vorerst im kuschligen und warmen Quilt liegen. Nachdem ich nun alles zusammengepackt habe, geht es wieder zurück auf die Route von gestern. Heute ist meine Ziel Einsiedeln. Das Wetter schlägt heute keine grossen Wellen. Grau in Grau. Der fein wehende Wind bläst den Nebel leicht über die hügelige Landschaft, was irgendwie doch bezaubernd aussieht, obwohl es kühl und feucht ist.
Ich steige auf den Furggelenstock und bestaune die Aussicht, zumindest auf der Tafel.
Dort sieht man, was zu sehen ist, wenn keine Nebel da wäre.
Ich bleibe nicht lange und ziehe weiter. Es geht hinauf und hinab. Auf dem Butziflueh stelle ich fest, dass ich mich im geografischen Mittelpunkt vom Kanton Schwyz befinde.
Es geht weiter, vorbei am Gämschpitz, hinauf auf den Amselspitz und zum Abschluss hinauf zum ufem Tritt. Der Weg führt nachher hinab nach Einsiedeln.
Unten im Tal und kurz vor Einsiedeln fängt es an zu regnen. Am Bahnhof ist meine Wanderung zu Ende und ich fahre zurück nach Hause.
Nachklang
Die Wanderung war wohl eine der Letzten in diesem Sommer. Ab nun folgt der wunderbare Herbst mit all seinen wunderschönen und farbigen Seiten.
Ich werde anfangs Oktober noch eine Weitwanderung durchführen, jedoch ohne draussen zu schlafen.
Hinsichtlich meiner bisherigen Touren wird diese dann eher eine gemütlichere Tour mit Familie und Freunden, auf welche ich mich speziell freue!
--> Grenzpfad Napfbergland von Langenthal zum Brünig mit einem Abstecher nach Eggiwil
Mehr dazu dann Mitte Oktober.....
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Abschliessend habe ich nun viele Erfahrungen (auch mit Touren, welche hier nicht dokumentiert sind) für meine grosse Tour im nächsten Jahr gesammelt.
Für alle, die es noch nicht wissen, ich werde nächstes Jahr die ursprüngliche Via-Alpina von Triest nach Monaco von über 2500km laufen und freue mich riesig darauf.
Bis dahin gibt es noch einige Dinge abzuklären und festzulegen.
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