
Sardona-Welterbe-Weg
3-Tage durch die wunderbare Gebirgswelt von Sardona
📏86km, ↗ 5'670m, ↘5'120m
Tag 1
Einen Tag nach meinem Urlaub, welcher ich übrigens ganz in der Nähe vom Sardona-Weg, in der Region Walensee, verbracht habe, ging es gleich wieder los.
Ich habe mir das UNESCO Weltkulturerbe Sardona ausgesucht, da mich diese Region seit einigen Jahren fasziniert und ich immer mal wieder zu mir sagte "dort möchte ich mal wandern gehen". Aus dem "mal" wurde nie wirklich etwas, bis heute! Ich freue mich auf diese Tour.
Ich kaufte am Vortag noch entsprechend Proviant für die drei Tage und zwei Übernachtungen und packte meine Ausrüstung in den Rucksack..
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Mittlerweile weiss ich gut, was ich alles einpacken muss und führe hierzu sogar eine sehr detaillierte Packliste, in welcher ich alles akribisch genau nach Gewicht und Zugehörigkeit klassifiziere. (Genau mein Ding, denn ich liebe es meine Ausrüstung so minimalistisch und leicht wie möglich zu gestalten und mich so auf Touren jeglicher Art vorzubereiten.)
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Am nächsten Tag geht es nun los zum Bahnhof Ziegelbrücke, wo ich starte.
Eine gute Stunde verläuft nun der Weg entlang dem Linthkanal und dem Walensee, bis ich beim Autobahntunnel Kerenzerberg nach Filzbach und dann weiter nach Habergschwänd aufsteige. Von dort aus geht die Route leicht bergab zum "Talalpsee".

Ich wandere vorbei am "Talalpsee" und dann immer weiter nach hinten ins Tal, bis der Weg wieder ansteigt und ich beim ca. 500m höher gelegenen Spanneggsee ankomme. Dort lege ich eine Pause ein.
Die Pause dauert kurz, da ich noch wenig Wasser bei mir habe und nun aufbrechen muss, um meine Reserven wieder aufzufüllen.
Beim Aufstieg auf den "oberen Mürtschen" kann ich meine Wasserreserven bei einer Alp nachfüllen und wieder entspannter weitergehen. Oben angekommen, sehe ich auch bereits mein heutiges Tagesziel, die Mürtschenenalp.
Auf dem Weg hinab zur Alp, blieb ich etliche Male im Schlamm stecken, was auf das mir bereits bekannte Moorgebiet hinweist.


Ich hatte mich mit dem Alpwirtenpaar vorher ausgetauscht und angefragt, ob ich denn auf ihrer Alp mit meinem Biwak übernachten darf. Ich teilte ihnen mit, dass ich natürlich keinen Abfall hinterlassen werde - für mich selbstverständlich! #leavnotrace
Vor Ort treffe ich das Alpwirtenpaar und tausche mich mit ihnen aus, bis sie mir weiter hinten im Tal eine geeignete Stelle zeigen, wo ich aktuell ihre Landwirtschaft nicht störe und keine Kühe mich in der Nacht überraschen werden. Ich verabschiede mich und sie wünschen mir eine angenehme Nacht.
Als ich bei der gezeigten Stelle angekommen bin, treffe ich auf eine stimmige und wundervolle Gegend, welche teils an eine Auenlandschaft erinnert.
Doch leider habe ich Schwierigkeiten eine geeignete Stelle, welche gerade und nicht sumpfig ist, zu finden. (Denn der ganze Boden ist sehr mit Wasser durchtränkt und durch die vielen kleinen Bächchen fühlt sich der Boden wie ein Schwamm an). Man kann schon sagen, dass ich ganze 45 min lang umherirre, um ein geeignetes Plätzchen für mein Biwak zu finden.
Schlussendlich klappt es und ich kann mein Biwak in Ruhe aufbauen und den Abend mit einem Nachtessen und schönem Ausblick geniessen, um dann entspannt einzuschlafen.
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Eigentlich hatte ich Zuhause zwei, drei Stellen herausgesucht, wo es sicherlich eben und keinen sumpfartigen Boden geben sollte. Doch leider waren eben an dieser Stelle die Kühe am Grasen.
Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer, denn ich würde mir je nachdem das nächste Mal einen anderen Platz suchen.
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Tag 2
Der Start in den zweiten Tag ist voller Tatendrang und bereits nach einer knappen Stunde bin ich bereit zum weiter wandern. Das heutige Tagesziel ist Weisstannen bzw. irgendwo vor oder kurz nach dem Dorf.
Zuerst geht es nun aber vom Kanton Glarus in den Kanton St. Gallen über den Murgseefurgel hinab zum Murgsee. Die ersten Sonnenstrahlen haben diesen bereits in weiches Licht gehüllt und ich treffe auch die ersten Morgenschwimmer dort an, welche vermutlich aus der Murgseehütte kommen..
Ich ziehe weiter und steige wieder auf, um wieder in den Kanton Glarus zu gelangen.

Es folgt ein leichter Anstieg um den Heustock und Bützistock herum, an der Skihütte Mülibachtal vorbei und in Richtung Oberstafel, wo ich einen ersten Rast einlege, um meine Wasserreserven bei einer Alp aufzufüllen. Denn nun geht es auf den Wissmeilenpass und anschliessend auf den Wissmeilen. Da brauche ich bei dieser Hitze sicher genügend Wasserreserven. Oben angekommen, habe ich trotz den Wolken in der Ferne, eine wunderbare Weitsicht, u.a. auf die sieben Churfirsten und die umliegenden Berge sowie natürlich auch der direkte Blick auf den Spitzmeilen. Mein nächstes Ziel!



Der weitere Weg führt als eine Art Höhenweg ca. zwei Stunden bis zum Madchopf mit leichtem Abstieg. Danach folgt der Abstieg nach Weisstannen um mehr als 1000 Höhenmeter.
Nach nun knapp 12h wandern und einem heissen Tag, mit sehr viel Sonne und eigentlich keinem Schatten, erreiche ich Weisstannen. Ich orientiere mich kurz im Dorf und finde so schnell keinen geeigneten Platz um zu übernachten. Also laufe ich in Richtung meiner morgendlichen Etappe.
Nach wenigen Minuten, als ich das Dorf verlassen habe, treffe ich auf Spanier die auf einem Kiesparkplatz campieren. Ich frage bei ihnen nach, ob sie denn campieren? (Die dachten sich sicher, so eine blöde Frage, das sieht man doch). Sie antworten mir hilfsbereit und freundlich und fragen, ob ich denn einen Platz suche? Ich bejahe, worauf sie antworten, dass hier sei ein öffentlicher Parkplatz für eine Nacht (Park4Night), es sei sicher kein Problem, wenn ich mein Biwak hier aufstelle. Ich überlegte kurz und entscheide mich, einige hundert Meter weiter im Wald einen Platz zu suchen.
Ich bedanke und verabschiede mich.
Wenige Minuten später finde ich dann auch meinen Platz im Wald und stelle mein Nachtlager auf.
Nach einem kurzen Nachtessen und einem Videocall Zuhause, schlafe ich erschöpft ein.
Heute war ein heisser und anstrengender Tag mit über 32km Strecke, 1800m Aufstieg und 2400m Abstieg.
Tag 3
Noch vor den ersten Sonnenstrahlen erwache ich und merke beim Aufstehen, dass der gestrige Tag seine Spuren hinterlassen hat. Am liebsten würde ich noch ein bisschen liegen bleiben, doch heute erwartet mich wieder eine grosse Etappe mit 27km und heissen Temperaturen ohne grossem Schatten. Also nichts wie los, um noch die kühlen Stunden des Tages voll auszuschöpfen.
Nach einigen Minuten Bewegung, ist dann auch mein Körper bereits wieder im Schwung und die anfänglichen Schwierigkeiten beim Aufstehen sind fast verflogen. Dafür bemerke ich, dass ich mir gestern einen leichten Sonnenbrand geholt habe (Arme, Beine, Nacken).
Trotz 50+ SFP Sonnencreme, wie kann das sein?
Ich bemerke schnell, dass ich vermutlich durch das viele Schwitzen die Sonnencreme wie weggewaschen habe. Hinzu kommt sicher auch noch die vielen Stunden in der Sonne selbst.
Heisst für mich heute, mind. zweimal eincremen und solange wie möglich Schatten suchen.
Nach meinem Frühstück und dem obligaten Eincremen geht's los!
Immer dem Gufelbach entlang aufwärts!
Der grosse Vorteil heute Vormittag, ich wandere die ersten Stunden an einem Westhang. Da die Sonne im Osten aufgeht, liegen deshalb meine ersten Stunden fast komplett im Schatten.
Nach ca. 30 Minuten treffe ich einen netten älteren Herren, der gut in Form ist und gerne ein Selfie mit sich und den drei Wasserfällen (Wasserfall-Arena Batöni) machen möchte. Ich helfe ihm dabei und mache für ihn ein Foto.
Wir kommen ins Gespräch und er erzählt mir von früher und dass er es faszinierend findet, wie ich unterwegs bin. Er fragte mich nach Details aus und ich merke, dass ich mich mit ihm stundenlang unterhalten könnte. Irgendwann laufen wir ein kurzes Stück miteinander und er erwähnt dabei, dass er einen Wanderblog betreibe. Er überreicht mir seine Visitenkarte, die zu meinem Erstaunen keine Webadresse und auch keine Mail o.ä. drauf hat. Es steht da lediglich drauf, "Google, Der Berg ruft Maerki". Später am Tag versuche ich dann dies und tatsächlich ich finde seinen Blog.
Der Berg ruft Maerki!


Ich steige weiter in Richtung Heidelpass auf. Dabei durchquere ich eine Alp, bei welcher vier Herren mittleren Alters draussen bereitstehen und sich in der Sonne wärmen. Es ist bereits zehn Uhr und die Sonne brennt vom Himmel. Ich grüsse mit einem freundlichen "Hallo" und wandere an ihnen vorbei und frage mich, was die da bei der Alphütte machen. Ehrlich gesagt, sahen drei davon nicht danach aus, als würden sie wandern oder hier oben die Schafe hüten.. Wenige Minuten später folgen sie mir. Ihnen voraus zwei englische Schäferhunde. Da ahne ich es bereits, einer von den vier Herren ist der Alphirt bzw. der Schafhirte und die anderen drei Herren helfen ihm. Weitere Minuten verstreichen und ich halte kurz an um zu trinken, dann warte ich auf sie und frage den Vordersten (sieht mir nach Hirte aus und ist ohne Shirt unterwegs) "göndr go zünä"? wobei dieser bejaht. Ich laufe weiter und beobachte später von oben, wie sie den Schafzaun anders stellen, dabei gibt der Herr oben ohne, Anweisungen. Abschliessend würde ich sagen, die drei Herren haben vermutlich eine Alpwoche "gebucht", um auf der Alp auszuhelfen. In meinem Freundeskreis hat dies auch bereits jemand gemacht. Ich wandere weiter und komme bald auf den Heidelpass.
Weiter geht's, vorbei am Heidelpass-See, um den Plattenspitz zum Plattenseeli. Beim Plattenseeli stosse ich auf zwei Trailrunners (Frau und Mann), mit denen ich mich kurz austausche. Sie fragen mich, ob ich die Via Alpina verpasst habe? Ich verneine und sage "Ich bin auf dem Sardona-Weg unterwegs". Darauf meint die Frau "der Sardona sei eh viel schöner als der Via Alpina Abschnitt von Weisstannen bis Elm". Weiter erzählt sie mir, ob ich denn auch die Glaralpina kenne. Die sei auch so schön, doch sehr technisch. Ich antworte ihr: "Diese Route steht auf meiner Liste, ich werde diese in einem anderen Jahr bewandern". Dann überholen sie mich. Weiter vorne stosse ich wieder auf beide und sie weist den Mann an, "so jetzt gehts da lang!" Er schaut mich an und meint "ich laufe einfach ihr nach" und läuft schulterzuckend ihr nach.

Ich steige weiter auf, auf den Heubützlipass auf 2462 und geniesse die Aussicht und die kühle Brise. Denn bisher ist der Wind eher verhalten. Auf der andere Seite des Passes entdecke ich einen kleinen See. "Woa"! denke ich mir, am liebsten würde ich jetzt dort hinein hüpfen und mich abkühlen, doch ich müsste dazu absteigen und dann wieder aufsteigen.
Das Geröll und die sengende Hitze lassen mich vom Plan abkommen. "Beim nächsten Mal dann"! denke ich mir.

Weiter geht's entlang einem Grat, worauf anschliessend ein Abstieg zur Alp Foo folgt. Beim Abstieg begegnet mir eine ältere Dame und fragt mich, ob ich denn von der Sardonahütte komme und wie weit es denn noch sei. Ich antworte und sage ihr, dass ich nicht von dort komme und die Zeit dorthin nicht kenne, doch beim Heubützlipass habe ich eine Zeitanzeige von 1h50min gesehen. Sie dankt und meint, zu meinem Ziel, dass ich noch über den Foo Pass müsse und dann geht alles abwärts nach Elm. Ich solle dort einen Gruss ausrichten, denn sie sei dort heute Morgen gestartet. Wir wünschen uns eine gute Wanderung und verabschieden uns.

Weiter unten kreuze ich den Bach Seez und mache eine Pause. Wie herrlich das ist! Seine Füsse im kalten Bergbach zu kühlen und für kurze Zeit auszuruhen. Ich snacke und gehe weiter. Mein letzter Aufstieg wartet auf mich. Es sind noch knappe 300 Höhenmeter, doch ohne Wind und das wieder bei brütender Hitze. Doch ich habe genügend Wasser dabei und komme gut vorwärts. Unterwegs begegnet mir eine Gruppe von jungen Herren. Einer davon trägt einen riesigen Rucksack, der sehr schwer aussieht. Die Anderen haben dagegen eher leichte Rucksäcke. Ich frage mich, wieso das nur der eine so einen schweren Rucksack trägt und habe bereits eine Vermutung. Die Letzten beiden, die ich treffe, frage ich und sie bestätigen meine Vermutung. Es ist ein Polterwochenende und der eine, der eben diesen grossen Rucksack trägt, sei der Polternde. Der eine erzählt mir, "der Bräutigam hat heute Morgen noch gemeint, er müsse an die Streetparade" (die wäre heute), was für ein Gegensatz! denke ich mir. "Doch das hier in den Bergen gefällt ihm sicher besser", erzählt der Andere. Ich verabschiede mich und wünsche einen geselligen und lustigen Abend. Es geht nun noch einige Meter hoch auf den Foopass. Nicht zu verwechseln mit "faux pas" aus dem Französischen.


Nach Erreichen des Foopass raste ich kurz und prüfe mein Handy. Ich habe hier Empfang und schaue nach, wann ich die nächsten ÖV-Verbindungen in Elm habe. Denn, meine Reise wird in Elm zu Ende sein. Ich habe also immer jede Stunde eine Verbindung bis 10 Uhr abends. Jetzt ist es kurz vor vier, heisst für mich, ich habe für den Abstieg von 1200 Höhenmetern und 10km Distanz gute 2.5h. So sollte ich den Bus um 7 Uhr abends in Elm gut erwischen. Nachdem ich mich nun informiert habe, weiss ich, dass ich genügend Zeit habe, um gemütlich abzusteigen.
Auf dem Weg hinunter treffe ich noch etliche "Murmelis" an. Eines rennt mir sogar direkt vor den Füssen durch und warnt noch seine Kollegen mit lautem Pfeifen. Ich erschrecke kurz und finde es faszinierend. Wow! so nah habe ich doch noch nie eines gesehen.
Nach einer halben Stunde Abstieg komme ich bei einer "Bäsebeiz" vorbei, worauf mich dort der Wirt sofort anspricht, ob ich denn noch eines nehme. Ich verneine, da ich auf den Bus muss und merke, dass es für ein "Citro" sicher reicht. Ich kaufe eines, stecke es in meinen Trinkbehälter, verabschiede mich von ihm und steige weiter ab.


Ich bin um 20 nach sechs beim Busbahnhof in Elm und bin erleichtert, dass der Abstieg gut geklappt hat. Ich erinnere mich an mein Citro, dass ich oben noch gekauft habe, nehme es hervor und schliesse meine Wanderung mit einem Elmer-Citro in Elm ab.

Nachklang
Ich habe den Sardona-Weg bis Elm gewählt, da ich für mich selber herausfinden wollte, ob ich denn auch für längere und grössere Tagesetappen bereit bin.
Nach nun diesen drei Tagen bin ich mir sicher, dass ich auch grössere Tagesetappen gut überstehen kann und fühle mich gerüstet für weitere Touren.
Es ist ein wundervoller Weg durch die Gebirgswelt von Sardona.
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Ich bin nicht den ganzen Sardona-Weg gewandert. Der Ganze geht noch weiter bis nach Flims.
Ich werde die letzte Etappe sich noch ein andermal begehen.
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