Via-Alpina Woche 19

Via-Alpina Woche 19

Donnerstag, Oktober 9, 2025

Durchs westliche Piemont zurück nach Südfrankreich

📏125km, ↗ 5’830m, ↘ 7’130m, 🗓️22.09. - 28.09.

Westliches Piemont

In der Nacht erwache ich mehrmals. Ein heftiges Gewitter zieht genau über das Tal hinweg. Einmal erhellt draussen ein Blitz das Zimmer und gleichzeitig grollt laut der Donner. Die Vibrationen sind so stark, dass ich ein leichtes Vibrieren des Bettes spüre. In der Nacht fällt zudem der Strom der Hütte mehrmals aus, was die lokale Notbeleuchtung des Zimmers aktiviert und das Zimmer strahlend hell erleuchten lässt. Beim dritten Vorfall ist es mir zu blöd und ich manipuliere die Notbeleuchtung so, dass Franziska und ich in Ruhe weiterschlafen können.

Kurz nach sechs erwache ich und bleibe noch etwas im Bett liegen, bis ich später die Notbeleuchtung wieder in Stand stelle und mit Franziska frühstücken gehe.

Nach unserem Frühstück zieht Franziska auf ihrem verbleibenden Teil der Via-Alpina weiter und ich werde den Tag ausgiebig in der Hütte geniessen.

Denn heute werde ich hier auf der Hütte meinen vorletzten Ruhetag einlegen. Eigentlich kein geeigneter Ort für einen Ruhetag ohne Läden, doch da ich für die nächsten sieben bis neun Tage sowieso versorgt bin, gönne ich mir das. Ich geniesse den Tag ohne Handyempfang, schreibe Blog, lasse mich von den Sonne wärmen und stricke wieder ein bisschen.

Der Tag vergeht schnell und schon ist es wieder Abend. Das Abendessen gibt es leider erst um acht Uhr. Für mich viel zu spät und aus meiner Sicht für Wandernde eher unpassend. Um halb zehn liege ich so leider mit vollem Magen im Bett und kann erst spät einschlafen.

Trotz spätem Abendessen und vollem Magen habe ich erstaunlicherweise gut geschlafen. Ich frühstücke, packe und starte um viertel vor neun in einen herrlich sonnigen Morgen

Mein heutiger Tag führt mich zu einem Rifugio, das geschlossen ist, wo jedoch der Winterraum offen sein sollte. Das Wetter wird sich ab heute Mittag für die nächsten Tage stark ändern. Es kommt kalte, feuchte Luft, die in erhöhten Lagen leichte Schneefälle mitbringen soll. Dies verunsichert mich aktuell noch nicht, denn leichter Schneefall von bis zu zehn Zentimeter sollte mit meiner Ausrüstung kein akutes Problem darstellen, zumindest beim Wandern nicht.

So geht’s los, hinauf in Richtung “Passo Tesina”. Durch Birken- und Fichtenwälder führt mich der Weg bergwärts, wieder über die Baumgrenze.

Kurz vor halb zwölf treffe ich auf dem Pass ein und gönne mir auch gleich meine Mittagspause. Erneut prüfe ich routinemässig die Wetterlage und stelle mit Schrecken fest, dass ab morgen auf meiner Route dreissig bis fünfzig Zentimeter Neuschnee erwartet wird. Ich kann es zuerst nicht glauben und prüfe ungläubig auf fünf verschiedenen Plattformen die Wetterlage meiner Route der nächsten Tage. Doch alle sind plus minus deckungsgleich. Diese Meldung trifft mich etwas unerwartet. Denn gestern war der Wetterbericht noch bei fünf bis zehn Zentimeter.

Etwas perplex lege ich mein Handy zur Seite und versuche zuerst einmal meine Mittagspause zu geniessen. Doch die Gedanken schweifen nur um die Wetterlage und die möglichen Optionen.

Nach meiner Mittagspause prüfe ich die Wetterlage etwas weiter südwestlich meiner geplanten Route. Jenseits der Grenze, also im südöstlichen Teil Frankreichs. Dort sind auch Niederschläge angekündigt, doch mit nur fünf bis maximal zehn Zentimeter Neuschnee. Ich stelle fest, dass die heftigen Schneefälle nur in einem Teil des südwestlichen Piemonts so stark sind. Für mich ist nun klar, wie ich die Wetterlage etwas umgehen kann. 

Ich entscheide mich, die letzten drei geplanten Etappen des Piemonts über Frankreich zu umgehen. Denn nach Frankreich hätte die geplante Route so oder so wieder geführt. Heisst für mich, ich bin nun drei Tage früher in Frankreich und verlasse Italien bereits heute. Dementsprechend buche ich mir unmittelbar hinter der Grenze in einem französischen Skiort eine Unterkunft und werde dann heute Abend dort die Planung der nächsten Tage in die Hand nehmen.

***

Provence-Alpes-Côte d’Azur

So verlasse ich bereits das sechste Land auf meiner Via-Alpina, drei Tage früher als geplant. Ich steige ab und anschliessend wieder auf, um über einen Bergkamm bis zum Pass “Col de la Lombarde” zu gelangen.

Von dort führt mich die kurzfristig geplante Route hinab nach “Isola 2000”. Wieder ein Dorf, das scheinbar nur für den Wintertourismus existiert. Doch das interessiert mich aktuell nicht, denn ich bin ausserplanmässig hier und die Ortschaft kommt mir gelegen, so dass ich nicht noch weiter absteigen muss. Denn Wildcampen ist heute keine Option, da es in der Nacht Frost geben sollte und die Temperaturen unter minus zwei Grad sinken.

Ich steuere auf meine behelfsmässige Unterkunft zu, die heute eine Ein-Zimmer-Wohnung ist. Ich werde telefonisch zur Wohnung in einem Wohnblock geführt und kann diese kurz nach fünf Uhr abends betreten. Ich richte mich ein, koche mein Abendessen und setze mich anschliessend an die Umplanung meiner Route. Ich schlafe heute übrigens mit meiner Isomatte und meinem Quilt im Wohnzimmer am Boden, da man hier die Bettwäsche und Kissen selber mitbringen muss und ich diese natürlich nicht dabei habe. Doch das ist mir egal, Hauptsache es ist warm und geschützt!

Um halb neun Uhr abends steht meine neue Planung und ich lege mich zufrieden unter meinen Quilt schlafen.

Der nächste Morgen startet gemütlich. Ich frühstücke aus meinem Vorrat und verlasse die Wohnung kurz nach halb neun Uhr. Auf die ursprünglich geplante Route treffe ich bereits morgen Mittag wieder. Dadurch habe ich sogar einen Tag dazu gewonnen. Diesen gewonnenen Tag werde ich dann zwei Tage vor dem Ende nochmals als letzten Ruhetag einlegen, so dass ich wie geplant am 30. September in Monaco eintreffe.

Der Weg führt mich bergauf auf einen Pass. Die Wege liegen anfänglich noch im Schatten und so treffe ich wie erwartet auf den ersten Bodenfrost. Trotzdem, die Stimmung ist gut und ich komme bestens voran.

Die Wege führen mich ab heute und die nächsten Tage wieder durch einen französischen Nationalpark. Diesmal ist es “Le Mercantour”. Mein Tagesziel heute wird eine Hütte entlang des Weges sein. Ich werde voraussichtlich wieder etwas zu früh dort sein, auch wenn ich aktuell langsamer unterwegs bin als sonst. Doch stören tut mich dies nicht mehr so, wie zu Beginn meiner Reise.

Kurz nach drei Uhr nachmittags treffe ich bei Regen und wie vermutet, verfrüht in der Hütte auf tausend fünfhundert Meter über Meer ein. Ich bestelle etwas zu trinken und checke später ein.

Die Hüttensaison neigt sich langsam dem Ende zu und so sind wir diese Nacht nur zu viert auf der Hütte. Am frühen Abend schreibe ich noch etwas an meinem Blog und komme später mit Alexandre, aus den Niederlanden, ins Gespräch. Wir plaudern und kurz vor dem Abendessen entdecken wir weiter oben bereits den ersten Schnee.

Beim Abendessen sitzen alle Hüttengäste beisammen, also wir vier. Neben Alexandre sind da noch die dreissigjährige Marie und der sechzigjährige Frederic. Beide sind aus Frankreich, doch kennen tun sie sich nicht. Alle drei sind auf dem GR52 nach Menton unterwegs.

Wir lassen uns das Abendessen schmecken und plaudern über viele spannende Dinge. Mal auf Französisch, dann wieder auf Englisch. Ein bunter Mix und ein gemütlicher Abend.

Der nächste Morgen startet um halb sieben beim Frühstück. Gepackt und motiviert ziehe ich kurz nach halb acht los, hinaus in den kalten Morgen. Das Tal liegt noch im Schatten und weiter oben sind die Bergspitzen in Schnee gehüllt. Knapp zwei Stunden nach meinem Start habe ich eine leicht deckende Schneeschicht unter meinen Füssen.

Mittlerweile zeigt sich auch die Sonne und die dünne Schneeschicht beginnt an den sonnigen Hängen bereits zu schmelzen. Ich steige weiter an, in Richtung des nächsten Passes, auf zweitausend vierhundert Meter über Meer.

Die andere Seite des Passes ist schneefrei und führt wieder vierhundert Höhenmeter bergab und seitlich auf eine Hochebene, wo ich in der Sonne eine Pause einlege. Die Lichtverhältnisse ändern sich durch die Wolkendecke andauernd und bieten teils faszinierend schöne Sichten auf die umliegende Bergwelt.

Am Nachmittag ab vierzehn Uhr ist Niederschlag, also Graupel oder Schnee angekündigt. Doch bis dahin werde ich es nicht an mein Ziel, dem “Refuge de Nice” schaffen. Denn im Aufstieg zum “Pas du Mont Colomb” schliesst sich die Wolkendecke innerhalb von dreissig Minuten und der einstige blaue Himmel ist passé.

Zudem kommt kurze Zeit später ein eisiger Wind und dichter Nebel auf, der mir die Sicht teilweise komplett nimmt. "Wahnsinn, wie das wieder schnell ging”, denke ich mir und steige die letzten Meter zum Pass auf. Hier oben auf über zweitausend fünfhundert Meter über Meer verweile ich nicht lange und steige auf der anderen Seite durch eine schmale Stelle im Felsen wieder ab, zum “Lac de la Fous”.

Etwas weiter unten beim See lichtet sich der Nebel etwas, doch kurz darauf fällt Graupel vom Himmel und so wird es langsam ungemütlich. In der Ferne erblicke ich meine Hütte rechts vom See, etwas erhöht auf dem Felsen und freue mich auf die schützenden Mauern.

Fünfzehn Minuten später treffe ich bei der Hütte ein und kann beobachten, wie jemand hinter einem Fenster mir zuwinkt. Etwas verwirrt nähere ich mich der Hütte und erkenne, dass es Franziska ist.

Ganz kurz plaudern wir, bis wir unser Gespräch unterbrechen und auf später verschieben, damit ich zuerst einmal ankommen kann. Nachdem ich mein Bett gefunden und eingerichtet habe, platziere ich mich unten in der warmen Hüttenstube neben Franziska, bestelle eine warme Suppe und einen heissen Tee. Wir plaudern und haben uns viel Spannendes über die letzten Tage zu erzählen, bis ich mich später zurückziehe und noch etwas am Blog schreibe und mich für einen Powernap hinlege.

Beim Abendessen sitzen alle Hüttengäste an einem langen Tisch. Es sind schätzungsweise zwanzig Leute auf der Hütte und die Stimmung ist gut. Franziska und ich sitzen ganz oben neben zwei jungen Deutschen anfangs zwanzig. Nach einem leckeren Abendessen ziehe ich mich gegen neun Uhr abends in den kühlen Schlafsaal zurück. Denn diese Hütte ist noch eine der echten Schutzhütten, wo eben nur die Hüttenstube mit Holz beheizt wird. Doch es gibt glücklicherweise genügend Wolldecken im Schlafbereich, so dass niemand frieren muss

Am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Franziska, verlasse die Hütte kurz nach halb acht Uhr und steige sanft hinauf in Richtung “Lac Niré”

Die Wettervorhersage verspricht mir heute eine traumhafte Aussicht. Erst am Abend könnte wieder etwas Nebel in meinem Zielgebiet aufkommen. Doch bereits eine Stunde später stehe ich wieder im Schnee und Nebel und muss mir meinen Weg bergauf richtig suchen. Doch die Laune lass ich mir dadurch nicht verderben. So steige ich dennoch motiviert auf zweitausend siebenhundert Meter auf.

Ich kämpfe mich über schneebedeckte und rutschige Geröllhalden durch den Nebel hinauf zum “Baisse du Basto”. Irgendwann bin ich über dem Nebel und treffe oben auf dem Pass ein und geniesse erst einmal die wärmenden Sonnenstrahlen in meinem Gesicht.

Hier oben sind es gute acht Zentimeter Neuschnee. Nach einem kurzen Rast an der Sonne und im Schnee geht's weiter, hinab auf die Sonnenseite des Berges.

Die Lichtverhältnisse mit Wolken, Sonne und Schnee sind heute wieder sehr faszinierend und lassen die Landschaft in atemberaubenden Bildern erscheinen. Ich bleibe öfters stehen, geniesse und lasse die Aussicht auf mich wirken.

Nach einem letzten Anstieg geht’s nun ins “Vallée des Merveilles”, was auf Deutsch “Tal der Wunder” bedeutet. Den Schnee lasse ich weiter oben hinter mir und so steige ich ab.

Im Tal weiter unten sind in den Steinen viele eingravierte Spuren von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit zur Römerzeit bis ins zwanzigste Jahrhundert zu entdecken. Deshalb auch der Name des Tals.

Um die Mittagszeit treffe ich bei einem Refuge ein. Doch hier liegt noch lange nicht mein Tagesziel. Ohne Rast mache ich mich auf und starte in die nächste Etappe. Heute Nachmittag sind gemütliche fünfzehn Kilometer mit sechshundert Höhenmeter Anstieg und rund tausend Abstieg geplant. Erst dann bin ich am geplanten Ziel. Dass ich dort noch weiterwandern muss, weiss ich aktuell noch nicht, doch dazu gleich mehr.

Mein Weg führt mich ein letztes Mal auf meiner Via-Alpina auf über zweitausend Meter über Meer. Leider bin ich ab tausend achthundert Meter vom Nebel umhüllt und habe auf dem Pass weiter oben keine Weitsicht. Denn hier würde ich vermutlich das erste Mal einen Blick aufs Meer erhaschen können, doch bei dieser Suppe ist nicht wirklich viel zu sehen.

Etwas enttäuscht steige ich ab und komme fünfhundert Höhenmeter weiter unten wieder unter die Wolkendecke. Die Wege führen mich weiter, stetig bergab zum Ziel.

Kurz vor vier Uhr nachmittags treffe ich an meinem Ziel ein. Doch schon von weitem kann ich erkennen, dass die Herberge geschlossen ist. “Irgendwie wusste ich es”, sage ich leise zu mir. Wieder einmal bestätigt sich mein Bauchgefühl, denn heute Vormittag habe ich dort zweimal angerufen, doch beide Male meldete sich niemand am anderen Ende.

Eine Alternative gibt es so schnell nicht hier in der Umgebung. So greife ich nun zu meinem Plan B. Wildcampen!

Doch da ich im Nationalpark bin, darf ich offiziell erst ab sieben Uhr abends mein Zelt aufbauen. Also in drei Stunden. Anstatt jetzt bereits einen Platz fürs Nachtlager zu suchen und dann in der Kälte zu warten, entscheide ich mich, noch zwei Stunden weiter zu wandern und dann Ausschau nach einem Platz zu halten.

Ich bewege mich weiter durch den Nationalpark, immer entlang der Wolkengrenze. Mal bin ich mittendrin in den Wolken, dann wieder darunter. Vorbei an alten Kasernen und einem Panzer, der am 10. April 1945 durch eine Panzerabwehrmine ausser Gefecht gesetzt wurde. Kurz vor fünf Uhr fülle ich noch meine Wasserreserven auf und mache mich auf die Suche nach einem Nachtlager.

Ich wandere mal östlich, mal westlich eines Berges entlang. Westlich bläst der Wind und östlich geht es steil bergab. Beides keine guten Voraussetzungen für mein Nachtlager. Denn diese Nacht wird es hier oben minus ein Grad kalt und da will ich möglichst windgeschützt mein Nachtlager aufstellen. Auf einer inaktiven Schafweide treffe ich kurz vor sieben Uhr auf eine geeignete Stelle auf einem Grat, der östlich von einem drei Meter hohen Hügel liegt und mir so Windschutz bietet. “Dies wird mein Nachtlager”, sage ich zu mir und baue eilig das Zelt auf, denn in zwanzig Minuten wird es dunkel.

Ich koche mir anschliessend mein Abendessen, esse und mache mich kurz darauf bettfertig. Im Halbdunkel ziehe ich mich in mein Zelt zurück und hoffe, dass es eine angenehme Nacht wird. Denn ich stehe mit meinem Zelt mitten auf einem Wanderweg. Doch bei diesem Wetter und zu dieser Zeit wird wohl niemand mehr vorbeikommen. Dafür habe ich Schutz vor dem Wind und dem Nebel, den es von Westen über den Grat drückt. Also gerade noch so knapp über mein Zelt hinweg. Einziger Trost, der Nebel sollte sich in den frühen Morgenstunden verziehen und mir so hoffentlich einen traumhaften Sonnenaufgang bescheren.

Im Zelt bemerke ich, wie ich eigentlich dachte, meine letzte Zeltnacht in den Bergen sei etwas entspannter und an einem besseren Ort. Denn ab morgen lege ich meinen letzten Ruhetag ein und dann habe ich noch genau eine Nacht, bis ich in Monaco ankomme.

Der nächste Morgen startet, wie erhofft, traumhaft. Die Wolken, der Wind und der Nebel haben sich verzogen. Der Himmel ist klar und am Horizont in orangefarbenes Licht gehüllt. Die Nacht war kalt bei minus einem Grad. Doch vom Frieren war ich weit entfernt, meine Ausrüstung hält mich also gut bis minus ein Grad sehr gut warm.

Ich beginne zu frühstücken und warte gespannt auf den Sonnenaufgang. Je heller der Himmel wird, desto mehr kann ich erkennen was rechts, unterhalb der Wolken, in der Ferne liegt. Ich kann es kaum glauben, was sich da langsam zu erkennen gibt. 

Es ist das Meer! Was für ein epischer Moment! Ich bin fast am Ziel und werde tatsächlich in zwei Tagen die Alpen von Ost nach West überquert haben. Mich durchströmt eine unbeschreibliche Freude und Erfüllung.

Ich geniesse noch lange den Ausblick und die wärmenden Strahlen der Sonne, bis ich irgendwann meinen Quilt auslüfte und langsam beginne mein Nachtlager zusammenzupacken.

Kurz nach halb neun ziehe ich weiter und steige einige Höhenmeter ab und dann wieder bergauf, auf den rund tausend achthundert Höhenmeter hohen “Mangiabo”.

Oben erwartet mich eine wunderbare Panoramasicht bei perfektem Wetter mit Sicht aufs Meer und die Mittelmeerküste. Ich erkenne rechts die Küstenstädte Nizza und Antibes und in der Mitte den Berg meines letzten Abstiegs, dahinter geht's nur noch runter ans Meer nach Monaco.

Leichtfüssig wandere ich bergab, über tausend vierhundert Höhenmeter hinab, auf dreihundertfünfzig Meter über Meer nach Sospel. Durch Wälder und über Wiesen. Mit jeden hundert Höhenmetern wird's spürbar mediterraner und wärmer.

Um halb zwei nachmittags bin ich unten und so steuere ich auch gleich auf meine Unterkunft zu. Gebucht habe ich für meinen letzten Ruhetag morgen gleich ein ganzes Appartement, nicht weil ich es mir gönne möchte, sondern weil einfach fast nichts anderes frei war und dieses zudem unglaublich preiswert ist.

Ich richte mich ein, gehe später einkaufen und koche mir mein Abendessen. Das erste Mal seit über vier Monaten wieder einmal in einer richtigen Küche.

Den Abend lasse ich gemütlich ausklingen und gehe spät ins Bett.

Mein letzter Ruhetag startet wieder ultra entspannt. Ich frühstücke ausgiebig und abwechslungsreich. Gegen Mittag ziehe ich eine Runde durch Sospel und mache Sightseeing. Als ich durch die Allee laufe, höre ich von Weitem jemand rufen “Sascha! Mais tu vas à Monaco”, ich drehe mich zur Seite und entdecke die erstaunte Marie an einem Tisch ein Bier trinken. Ich geselle mich kurz zu ihr und wir plaudern über die Wege und den Neuschnee. Später ziehe ich weiter und wünsche ihr gutes Ankommen in Menton.

Den Nachmittag verbringe ich im Schatten im Appartement, mit Blog schreiben und Nichtstun.

Am Abend koche ich mir wieder ein leckeres Abendessen. Mit etwas widersprüchlichen Gefühlen gehe ich früh ins Bett und weiss nicht so recht, wie es sich anfühlen wird, übermorgen am Ende meiner Reise angekommen zu sein.

***

Nachklang

Mein Gefühl bezüglich dem Ende meiner Reise wird klarer. Der Sonnenaufgang mit der ersten Sicht aufs Meer zeigt mir, wie ich mich aufs Ende freue. Doch das Gefühl, das präsent wird, wenn ich ans Ende denke, liegt noch im Verborgenen und werde ich spätestens in Monaco erfahren.

Doch was mir bereits jetzt klar ist, was ich hinter mir lasse. Eine einzigartige Zeit des täglichen Draussen-Seins mit all ihren Facetten. Für mich ist es schwierig, dies jetzt alles in Worte zu fassen. Vielleicht gelingt mir dies beim letzten Erlebnisbericht nächste Woche.

Nach meinem Ruhetag werde ich morgen und übermorgen die letzten Meter nach Monaco wandern und dabei ein letztes Mal im Zelt übernachten. Wo weiss ich noch nicht. Ich lasse mich überraschen. The Trail provide!

Bis dahin, liebe Grüsse aus Südfrankreich ✌🏼

Sascha

Erich
hat geschrieben
Freitag, Oktober 10, 2025, 08:23
Liebe Sascha
Es hat jemand einmal geschrieben dein Blog ist zu lesen, als ob man selber mit dabei ist. Das stimmt! Aber selbstverständlich weiss ich auch, dass ich dies nie geschafft hätte.☺️
Danke hast Du uns an deinem Abenteuer teilhaben lassen!
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