Via-Alpina Woche 16

Via-Alpina Woche 16

Montag, September 22, 2025

Durchs Aostatal bis nach Frankreich in den Nationalpark Vanoise

📏157km, ↗ 7’600m, ↘ 7’680m, 🗓️01.09. - 07.09.

Aostatal

Nach einer erholsamen Nacht erscheine ich um acht Uhr beim Frühstücksbuffet. Eine knappe halbe Stunde später treffen Anastazia und Erich auch ein. Später packe ich meine Sachen zusammen, checke aus, verabschiede mich von ihnen und bedanke mich herzlich für ihren Besuch.

Sie fahren nach Hause zurück und ich muss ich den Regen hinaus. So richtig Lust habe ich heute nicht. Meine Motivation lässt zu wünschen übrig. So entscheide ich mich, bis ins nächste Dorf abzusteigen und dort neu zu beurteilen, wohin es heute noch gehen soll.

Neben Regen und Wind versperrt mir der Nebel die Sicht und nimmt mir noch die letzten positiven Vibes. Ich überquere die Grenze nach Italien und steige im Nebel ab.

Ich lenke mich mit Podcasts ab und telefoniere später mit einem Arbeitskollegen, um ihn bei etwas zu unterstützen. Irgendwann lichtet sich der Nebel etwas, doch die Motivation, weiter als bis ins Tal zu wandern, zeigt sich heute nicht. Bei einer Tankstelle setzte ich mich kurz vor Mittag auf eine regen- und windgeschützte Sitzbank, esse zuerst mal was und lasse die Zeit dahinstreichen.

Irgendwann entscheide ich mich für ein Bed & Breakfast und finde auch schnell eines etwas weiter unten im Tal. Kurz nach zwei Uhr mache ich mich auf den Weg dorthin und spüre, wie meine Motivation langsam zurückkommt. Ich kann selbstständig einchecken, geniesse den Nachmittag und Abend, schreibe Blog, telefoniere und koche mir etwas aus meinem Vorrat zum Abendessen.

Der nächste Morgen startet mit Sonnenschein und einem herrlichen Frühstück. Meine Motivation hat den Weg zurück zu mir gefunden! Ich frühstücke und breche etwas übereilt auf, was mir in Kürze zum Verhängnis wird, doch dazu gleich mehr. Ich verlasse den kleinen und herzigen Weiler und steige nach “Saint-Rhémy-en-Bosse” auf, von wo ich gestern abgestiegen bin.

Mir fällt auf, dass hier viele Ortsnamen offensichtlich französischer Herkunft sind, doch da ich ja in Italien bin, ist es mir rätselhaft, wie man diese auf Italienisch ausspricht.

Heute wird mich mein Freund, Patrick, relativ spontan auf seiner Motorradreise besuchen und morgen einen grossen Teil der Etappe mitwandern. Da ich gestern nur knapp vierzehn Kilometer gewandert bin, muss ich heute nun rund dreissig Kilometer und über tausend fünfhundert Höhenmeter rauf und runter zurücklegen, um an unserem abgemachten Ort anzukommen. Denn dort hat Patrick für uns ein B&B reserviert. Deswegen bin ich vorhin auch etwas übereilt los, da ich keine Zeit verlieren will.

Nach fünfundvierzig Minuten wandern studiere ich immer noch herum, warum beim Packen meines Rucksacks heute plötzlich mehr Platz darin blieb als gestern. Denn gegessen habe ich zwar viel, doch irgendwie erklärt es das fehlende Volumen nicht. Doch da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. “Shit, ich habe meine Regensachen vergessen", fluche ich laut!

Genervt und verärgert über mich selber, sehe ich mich gezwungen, die fünfundvierzig Minuten zurück zu laufen, um die Sachen zu holen. Denn die Option, auf diese Sachen zu verzichten, gibt es nicht! Währenddessen rufe ich beim B&B an, um meinen Verlust und die Abholung anzumelden und schreibe Patrick eine Nachricht, dass sich meine Ankunft um eineinhalb Stunden nach hinten verzögert.

Neunzig Minuten später stehe ich wieder am selben Ort, habe diesmal meine Regensachen im Gepäck und muss über mich selber lachen. Ich bin wieder “Back on Track” und komme nun gut voran. Mit einem Affenzahn bergauf versuche ich, die verlorene Zeit wieder gut zu machen. So bin ich bereits kurz nach ein Uhr mittags auf dem höchsten Punkt und schreibe Patrick, dass ich die verlorene Zeit aufgeholt habe.

Etwas erstaunt über mich selbst, wie ich nun in den tausend Höhenmetern Anstieg anderthalb Stunden aufholen konnte, steige ich auf die andere Seite ab.

Pünktlich um halb fünf treffe ich beim B&B ein und höre bereits, wie Patrick drinnen mit einer Dame die Details bespricht. Nach unserer Begrüssung zeigt er mir mein Zimmer und wir besprechen noch einige Details mit der Chefin des Hauses. Wobei dies etwas lustig abläuft. Sie kann weder Deutsch noch Englisch und wir kein Italienisch. So ist Google Translate ihr und unser bester Freund. Bei einem Apéro plaudern und quatschen wir, währenddessen er mir noch meine “Einkaufswünsche” überbringt (Teigwaren, mehrere Schokoriegel und Früchte).

Um halb acht abends haben wir mit Luca, dem Sohn der Chefin des Hauses, abgemacht. Er fährt uns ins Tal zum nächsten Restaurant. Denn das einzige Restaurant im Dorf ist auf den zweiten Blick gar keines und bedient nur Hotelgäste. Nach einem gemütlichen Abend und mit vollem Magen holt uns Luca wieder ab und wir gehen spät schlafen.

Um halb acht treffen wir uns auf der sonnigen Veranda und freuen uns auf unser Frühstück einen Stock tiefer. Ein liebevoll angerichtetes Frühstück von Luca erwartet uns und lässt uns motiviert in den Tag starten. Später packe ich alle meine Sachen zusammen und kurz darauf brechen wir, circa um zehn Uhr, zur Wanderung auf.

Wir kommen gut voran und sind nach bereits einer Stunde unten in der Talsohle. Die Stimmung ist gut und so steigen wir ohne Rast auf der anderen Talseite wieder an. Unser heutiges Ziel liegt im Tal “Valgrisenche”. Patrick wird nicht ganz bis ans Ende des Tals mitwandern, sondern vorher aus der Route aussteigen, um dann noch die Busverbindung zurück zum B&B zu erwischen.

Kurz nachdem wir aus dem Tal gestartet sind, finden wir ein ungesperrtes Smartphone am Boden. Wir rufen die letzte gewählte Nummer an. Doch die Person am anderen Ende spricht nur Italienisch. Nach langem hin und her verstehen wir uns schlussendlich mit dem Gegenüber und machen ab, dass wir das Telefon der nächsten Polizeistelle überreichen. 

Wir steigen weiter an und rund drei Stunden später haben wir den höchsten Punkt erreicht. So gönnen wir uns eine Pause auf einer Sitzbank im Schatten, geniessen die Aussicht und entdecken in der Ferne sogar noch knapp die Spitze des Matterhorns.

Nach diesen tausend Höhenmetern Anstieg geht's nun noch knapp zweihundert Höhenmeter bergab nach “Planaval”. Dort gönnen wir uns in einem Restaurant ein Getränk, plaudern und geniessen den Schatten.

Später verabschiede ich mich von Patrick und bedanke mich für den schönen und stimmigen Besuch. Denn er wird von hier mit verschiedenen Busverbindungen zurück zum B&B fahren. Ich laufe los und steige sanft, weiter nach hinten ins Tal, hinauf. Rund eine Stunde später treffe ich im Dorf Valgrisenche ein und erkundige mich nach dem hiesigen Campingplatz. Doch dieser ist im Umbau und bietet zwar aktuell Alternativen an, doch nicht für Zelte. So entscheide ich mich für die “wilde” Option, fülle meine Wasserreserven auf und starte bereits in die nächste Etappe.

Etwa eine Stunde und fünfhundert Höhenmeter später, finde ich einen guten Platz für mein Nachtlager, der direkt neben einer kleinen Kapelle liegt. Ich koche mir mein Abendessen, beobachte, wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet und baue kurz vor Sonnenuntergang mein Zelt auf. Kurze Zeit später lege ich mich ins gemachte Bett und schlafe schnell ein.

Nach fast zehn Stunden Schlaf wache ich kurz vor sieben auf und beginne zu frühstücken. Warum ich diese Nacht so viel schlafen konnte, ist mir ein Rätsel, denn besonders stark anstrengend war der gestrige Tag nicht. Ich räume mein Zelt und muss heute besonders viel Feuchtigkeit an den Innenwänden meines Einwandzeltes mit meinem “Allzwecklappen” entfernen, bevor ich es zusammenpacke. Denn es war kalt und windstill in der Nacht, was natürlich die Kondensation meiner Atemluft, trotz offener Apside, zusätzlich begünstigte.

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Dieser Allzwecklappen, oder auf gut Schweizerdeutsch einfach “Lumpä”, hat mir Doris für mein Abenteuer selbst gehäkelt. Er ist aus Baumwolle und dient mir als Handtuch, Waschlappen, Trockentuch fürs Zelt, Handschuh beim Kochen und bei vielen weiteren Tätigkeiten. Er ist in etwa gleich schwer wie ein kleines Microfaser-Handtuch, doch emotional nicht gleich viel Wert 😉
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Als alles zusammengepackt ist, laufe ich kurz vor acht Uhr los. Heute wird mich der Weg über die Grenze nach Frankreich führen und dann ins Tal in ein Bed & Breakfast. Denn campen will ich heute nicht unbedingt, da wieder sehr starke Niederschläge angekündigt sind. Eine “Refuge”, also eine französische Berghütte, kommt leider auch nicht in Frage, denn eine ist kurz nach der Grenze, also noch zu nah, und eine Zweite ist leider geschlossen.

Bei angenehm bewölktem Wetter geht's zuerst weiter bis hinten in den Talkessel, von wo ich dann auf die andere Talseite wechsle und in Richtung “Col du Mont” zur französisch-italienischen Grenze aufsteige.

Beim Aufstieg ins seitliche Hochtal blicke ich zurück und entdecke in der Ferne den Schlafplatz von letzter Nacht sowie die dahinterliegenden schneebedeckten Berge.

Etwas unterhalb der Passhöhe komme ich an einem alten, zerfallenen Grenzposten vorbei, den ich kurz besichtige. Zehn Minuten später stehe ich dann bereits oben auf dem Pass und entdecke die Grenzmarkierung sowie etwas weiter oberhalb noch kleine, gut versteckte Geschützstellungen. Ich überschreite die Grenze nach Frankreich, welches übrigens bereits das siebte Land auf meiner Reise ist, und steige kurze Zeit später ins Tal hinab.

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La Tarentaise

Der Weg bergab führt mich tausend achthundert Höhenmeter runter ins Tal auf achthundert Meter über Meer. Zuerst über alpine Wege und später durch Wälder und kleine Dörfer. Irgendwann beginnt es noch leicht zu regnen und ich bin froh, als ich vier Stunden später endlich unten im Tal ankomme. Denn so viele Höhenmeter am Stück rauben einem schon Kraft.

Ich kann selbstständig einchecken, duschen und mich erholen. Mein Abendessen gönne ich mir im hauseigenen Restaurant, denn dieses B&B ist zugleich auch noch ein Restaurant. Später schreibt mir Patrick, dass er das Handy Luca abgegeben hat und der Besitzer dies wohl nach seinem Besuch in einem lokalen "Füdli-Schuppen" verloren habe.

Am späteren Abend setzt dann der angekündigte Starkregen ein, der bis weit in die Nacht hinein andauert. Ich bin so dankbar, dass ich jetzt nicht draussen schlafen muss und hier im Warmen und Trockenen den Abend geniessen darf.

Es ist Freitagmorgen, kurz nach acht Uhr, und ich bin schon wieder unterwegs. Der Regen hat aufgehört, es ist kühl und das Tal ist wolken- und nebelverhangen. Doch die Temperaturen sind ideal für einen anstrengenden Aufstieg. Denn heute führt mich der Weg hinauf nach “Tignes” mit über tausend neunhundert Höhenmeter Anstieg und wenigen hundert Abstieg. Dort lege ich dann nach acht Wandertagen wieder einen Ruhetag ein.

Gegen Mittag hin nimmt die Bewölkung ab und die Sonne zeigt sich langsam. Kurz nach zwölf Uhr mittags erblicke ich auf einer Anhöhe durch eine Lücke im Wald die Tignes-Talsperre, welche die “Isère” zum “Lac du Chevril" staut. In diesem See verschwand übrigens 1952 das alte Dorf Tignes. Die Bewohner zügleten ihr Dorf rechts neben den Stausee, das heute unter dem Namen “Tignes 1800” bekannt ist und ziemlich genau auf tausend achthundert Meter über Meer liegt.

Dieses Dorf ist noch nicht mein Tagesziel, denn ich will weiter ins eigentliche Tignes, das rund dreihundert Höhenmeter weiter oben liegt. Doch zuerst lege ich meinen Mittagsrast bei einer Bushaltestelle im Schatten ein und raste fast eine ganze Stunde.

Jetzt am Nachmittag brennt die Sonne wieder mit ihrer ganzen Kraft. Zudem spüre ich, wie meine Achillesfersen beim Aufstieg schmerzen. Ich weiss nicht warum und woher das jetzt plötzlich kommt. Doch seit gestern habe ich dies immer nach einer Pause und nur beim Aufstieg. Was ich bisher herausgefunden habe ist nur, dass wenn ich langsam anlaufe, die Schmerzen nach zwanzig Minuten verschwinden.

Als ich über einen letzten Hügel ansteige, sehe ich in der Ferne mein Ziel. Ich kann meinen Augen fast nicht trauen, als ich sehe, was hier oben auf zweitausend einhundert Meter über Meer für den Wintersport gebaut wurde. Denn wie ich später erfahre, waren hier früher, also bevor der Wintersport populär wurde, nur zwei, drei Hütten. Doch jetzt stehen hier riesige Überbauungen, Hochhäuser und überall Skilifte.

Mit etwas gemischten Gefühlen checke ich im Hotel ein, beziehe meine Zimmer und wasche meine Kleider. Der Ausblick aus meinem Zimmer fasziniert und schockiert mich gleichzeitig. Dennoch versuche ich nun meinen morgigen Ruhetag zu geniessen.

Da Nebensaison ist, sind nicht viele Hotels oder Restaurants geöffnet. So koche ich mir aus dem Rest meines Vorrates mein Abendessen und gehe früh ins Bett.

Nach einem ausgiebigen Frühstück verschwinde ich wieder in meinem Zimmer und lege mich zurück ins Bett. Ich schreibe Blog, prüfe das Wetter und plane die Details der nächsten Wandertage. Wie immer mit möglichst wenig Bewegung und das trotz schönem Wetter draussen.

Gegen Mittag wasche ich noch meine Schlafkleidung, gehe einkaufen und geniesse die wärmenden Sonnenstrahlen auf meinem Balkon.

Und schon ist es wieder Abend. Ich habe mir vorgenommen, heute auswärts essen zu gehen, doch auf die Restaurants, die offen haben, habe ich keine Lust und so kaufe ich mir mein Nachtessen im Laden ein, koche und geniesse den Abend.

Der Ruhetag hat sich ausbezahlt! Motiviert laufe ich um halb neun am nächsten Morgen zur Treppe, doch im Korridor ist die Putzmannschaft und blockiert den ganzen Gang, so nehme ich kurzerhand den Lift und fahre zum Checkout runter. 

Heute Sonntag geht’s mit gemütlichen vierundzwanzig Kilometern über einen Pass in den Nationalpark “La Vanoise”. Ich habe dort bei einer Refuge ein Bett im Lager reserviert und freue mich auf meine erste französische Berghütte. Doch zuerst geht's raus aus dem Skiort Tignes, vorbei an den Hochhäusern, hinauf ins hiesige Skigebiet. Beim Verlassen des Ortes treffe ich sogar noch ein Murmeltier mitten in der Siedlung.

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Nationalpark La Vanoise

Nach einer Stunde betrete ich den Nationalpark La Vanoise. Die Grenze des Parks ist dabei, wie bei Wanderwegen, mit Farben markiert. Doch nicht irgendwelche, sondern die französischen Nationalfarben blau-weiss-rot. Dabei ist die Bedeutung so: Stehst du auf der blauen Seite, bist du im Park, stehst du auf der roten Seite, bist du ausserhalb.

Nach dem Pass “Col de la Leisse", der heute mein höchster Punkt auf über zweitausend siebenhundert Meter über Meer ist, steige ich hundert Höhenmeter ab und raste bei einem kleinen See.

Ich geniesse die Ruhe und lasse meine Blicke schweifen. Dabei vergesse ich etwas die Zeit, doch spielt das heute nicht so eine Rolle, da ich sowieso gut im Zeitplan bin.

Ich wandere bergab und komme an einer bewachten Schafherde vorbei, die mindestens von fünf Herdenschutzhunden bewacht wird. Doch verhalten sich diese für solche sehr ruhig. Kurze Zeit später finde ich auch heraus warum. Der Hirte ist anwesend und schaut dazu, dass diese keine Wanderer anbellen. Ich kann ohne deren grosse Beachtung an ihnen vorbei wandern.

Etwas später entdecke ich in der Ferne das Hochplateau, wo meine Hütte liegen müsste. Ich steige nochmals dreihundert Höhenmeter an und treffe viel zu früh, um drei Uhr nachmittags, bereits in der Hütte ein.

Es sitzen nur vereinzelt Gäste auf der Sonnenterrasse und so kann ich meinen Platz frei wählen. Ich sitze ab und lasse mich wie immer zuerst einmal ankommen. Später checke ich ein und geniesse draussen ein Erfrischungsgetränk. Doch irgendwann zieht ein kalter Wind auf und so ziehe ich mich in den Gesellschaftsraum zurück.

Hier gibt es Spiele für Kinder und Erwachsene sowie auch eine Sitzecke. Dort nehme ich Platz und gönne mir wieder mal Zeit für meine Strickarbeit. Ich habe ja bereits zu Beginn meiner Via-Alpina gestrickt und die fertigen Arbeiten damals via Post nach Hause geschickt.

Die Zeit vergeht wie im Flug und langsam füllt sich die Hütte mit anderen Gästen. Das Abendessen gibt’s leider erst um sieben Uhr. Für meinen Geschmack etwas spät, doch ist dies hier eine übliche Uhrzeit. So begebe ich mich mit einem Bärenhunger kurz vorher in den Esssaal und bin gespannt, wie das Abendessen auf einer französischen Hütte abläuft. 

Die Teller und das Besteck stehen pro Tisch bereit und so verteile ich mit anderen Gästen das Tischgedeck auf die Anzahl Personen am Tisch. Als wir alle Platz genommen haben, wird die Suppe serviert und dann am Tisch aufgeteilt. Also bisher so, wie ich es kenne, von den Schweizer Hütten. 

Nach der Suppe informiert die Hüttenwirtin über die weiteren Gänge, wie das Wetter morgen wird und wann es Frühstück gibt. Und das natürlich alles auf Französisch. Doch Verstehen klappt dank meines passiven Wortschatzes ganz gut, wo es eher hapert, ist das Sprechen. Da muss ich dann schon tiefer greifen und mein Schulfranzösisch so gut es geht rausholen. Doch ein Austausch mit den anderen Gästen am Tisch findet dennoch statt, mal auf Englisch, dann wieder auf Französisch. Eine ganz lustige Runde.

Nach dem Hauptgang wird noch ein Käsegang und dann das Dessert serviert. Zum Abschluss gibt's noch für alle, die Lust haben, einen hauseigenen Kräuterschnaps.

Nach einem leckeren Abendessen versuchen wir später einen Blick auf den heutigen Blutmond zu erhaschen, doch leider versperrt uns der Berg im Rücken die Sicht und so ziehen wir uns wieder in die Hütte zurück. Ich mache mich bettfertig, lege mich zufrieden und müde ins Bett und schlafe schnell ein.

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Nachklang

Meine Ansprüche, was Luxus betrifft, sind definitiv gesunken. Es gibt verschiedene Dinge, was für mich zum Luxus geworden ist. So beispielsweise immer und überall Trinkwasser zur Verfügung zu haben oder an einem trockenen, windgeschützten und warmen Ort zu schlafen, wenns draussen aus Eimern schüttet. Ich bin dafür sehr dankbar und frage mich gleichzeitig, wie ich das wohl wahrnehme, wenn dies wieder zum Standard in meinem Alltag wird?

Der Skiort Tignes auf zweitausend einhundert Meter über Meer lässt bei mir gemischte Gefühle zurück. Ich verstehe die Beweggründe, einen solchen Skiort zu bauen, doch was einige Skilifte im Nationalpark Vanoise zu suchen haben, ist mir leider nicht klar.

Nächste Woche bin ich im nächsten französischen Nationalpark, dem “Parc des Écrins", unterwegs, sowie bis vor die Tore des Naturparks “Queyras”. Dass dies die bisher repetitivste Woche wird, weiss ich zu Beginn der Woche zum Glück noch nicht. Doch dazu erzähle ich euch nächste Woche mehr.

Bis dahin, herzliche Grüsse aus dem Piemont ✌🏼

Sascha

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