Grenzpfad Napfbergland

Grenzpfad Napfbergland

Samstag, Oktober 12, 2024

7-Tage von Langenthal zum Brünig, immer entlang den Kantonsgrenzen

📏108km, ↗ 3'990m, ↘4'100m

Tag 1

Heute ist es nun endlich soweit!
Ich bin die nächsten Tage mit Familie und Freunden auf dem Grenzpfad Napfbergland von Langenthal bis zum Brünig unterwegs (so zumindest die Planung, dass wir später vom Plan abweichen müssen, weiss ich aktuell noch nicht, doch dazu später).
Dabei werden mich immer mal wieder Leute begleiten und evtl. einen Teil mitwandern. Immer schön entlang der Kantonsgrenzen Bern, Luzern und Obwalden.
Einfach wunderbar wanderbar.

Der Tag startet gut und unser Gepäck haben meine Frau, Doris, und ich bereits am Vortag gepackt. Als erstes geht’s mit dem Zug in Richtung Langenthal. Unterwegs stossen meine Eltern dazu, die auch schon gespannt auf die kommenden Tage sind. In Langenthal am Bahnhof wartet auch bereits unser nächster Begleiter, Roland, auf uns.
Nach einem kurzen Besuch in einem Kaffee und einem schnellen Foto am Bahnhof mit den "Wilden Fünf", wie wir von Rolands Frau genannt werden, wandern wir los.

Die Route führt vorerst zum Langenthaler Tierpark. Doch zuerst erhalten wir von Roland eine etwas abgespeckte Stadtführung. Denn nun regnet es leicht und wir wollen ja heute noch weit kommen. Unser heutiges Tagesziel ist Huttwil oder "Huttu" wie es Einheimische bezeichnen. Doch bis Huttwil werden mich heute nicht alle begleiten, was für mich völlig in Ordnung ist, denn es soll ja für jeden auf seine Art stimmen. Ein Ausstieg auf der heutigen Tour ist ohne grosse Schwierigkeiten möglich, denn wir kommen immer mal wieder an diversen Ortschaften vorbei, wo Bus oder Bahn fahren.

Beim Tierpark angekommen, führt der Weg mehr und mehr in den Wald. Dort treffen wir auf eine schöne Waldlandschaft. Es geht in Richtung St. Urban durch den Langenthaler Wald. Welch schöne Route dies doch ist, der Boden sanft bewachsen mit Moos, in der Luft liegt der frische Geruch von Wald und die schmalen Pfade schmiegen sich zwischen den Bäumen durch. Ein wunderbares Erlebnis, wäre da nicht das Wetter. Es regnet nun nicht mehr leicht wie vorher, sondern es schüttet aus Eimern. Ab und zu hole ich kurz die Motivation bei meinen Mitwandernden ab, diese sinkt bei jeder Nachfrage, so, dass ich mich fast nicht mehr getraue nachzufragen. Ich beschliesse für mich, nicht mehr nachzufragen und einfach weiterzuwandern. Denn mittlerweile haben wir alle Pools in den Schuhen, sprich bei jedem Tritt fühlt es sich an, als würde man einen Schwamm mit den Füssen ausdrücken.

Waldweg

Wir verlassen bei einer Ziegelei den Wald und gehen zielgerichtet auf das Kloster St. Urban zu. Alle plangen nun darauf, um uns dort im "Leuen" aufzuwärmen und so gut es geht zu trocknen.

Nach einer ausgiebigen Pause mit Suppe und Kafi-Lutz sind wir einigermassen aufgewärmt, getrocknet und beschliessen weiterzuziehen. Einige von meinen Mitwandernden beklagen sich beim Anziehen der Kleidung, dass alles nass sei und auf der Haut klebt. Da bin ich froh, hat meine Regenjacke dicht gehalten. Doch das unangenehme Gefühl der nassen Kleidung verfliegt schnell wieder, sobald wir nach einigen Minuten wieder losgelaufen sind.
Der Weg führt weiter entlang von Feldern und Wiesen und anschliessend wieder in den Wald.
Der Regen hat sich übrigens mittlerweile verzogen und die Motivation ist bei allen sichtlich gestiegen.

Waldweg

Nach weiteren zwei Stunden unterwegs, steigen kurz vor Altbüron alle meine Mitwandernden aus. Ich entscheide mich kurzerhand noch bis Huttwil weiterzulaufen. Nach einer kurzen Verabschiedung gehe ich zügig weiter und steige einen sanften Hügel an. Ein Weile später finde ich einen geeigneten Platz für einen Rast, welcher auch überdacht ist, denn mittlerweile fängt es wieder an zu regnen.

Rastplatz im Wald

Dies ist mein erster Rast heute, denn am Vormittag haben wir alle, ausser im "Leuen", keinen Rast eingelegt, da einfach das Wetter nicht wirklich einladend war bzw. es auch keinen geeigneten Platz unterwegs vorzufinden gab.
Ich geniesse meinen Apfel sowie einige Nüsse und ziehe zügig Richtung Gondiswil weiter.

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Ich habe immer mal wieder Schwierigkeiten, vor allem wenn ich alleine unterwegs bin, das Tempo auf einer normalen Geschwindigkeit zu halten, so in etwa 4km/h im Durchschnitt. Das heisst, meistens laufe oder wandere ich ziemlich schnell. Trotz des Bewusstseins, dass ich eher zügig unterwegs bin, gelingt es mir leider nicht immer das Tempo herunterzuschrauben. Manchmal passiert dies auch, wenn ich mit anderen Leuten unterwegs bin, dann fällt mir dies jedoch früher auf, da ich bei einem Blick zurück bemerke, dass weit und breit niemand mehr ist.
Naja, ich bin da wohl etwas zu ehrgeizig und arbeite aktuell daran....

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Verzweigung Gondiswil

Unten in Gondiswil treffe ich auf eine Verzweigung, welche den heutigen Start- und Zielpunkt anzeigt. Noch knapp eine Stunde und dann bin ich in Hutttwil.

Der Weg führt nochmals einen Hügel hoch und dann in den Wald. Vorbei an den ersten Bauernhäusern, die an das Emmental erinnern, bevor es dann hinunter nach Huttwil geht.

Waldweg Richtung Huttwil
Bauernhaus

In Huttwil am Bahnhof rufe ich, wie abgemacht, mein organisiertes Taxi an. Denn wir übernachten heute nicht in Huttwil direkt sondern in einem Nachbardorf bei Priska Zuhause.
Huttwil war früher übrigens das Blumenstädtchen am Rande des Emmentals, doch heute schlicht nur noch eine Stadt mit vielen freistehenden Wohnungen im Oberaargau.

Nach einem eher anstrengenden Tag, erholen wir uns vor dem eingeheizten Ofen, welcher wohlige Wärme spendet.
Im Wohnzimmer hängen überall feuchte Kleider, die durch die Wärme des Ofens trocknen sollen. Auch die Schuhe stehen vor dem Ofen. Alles in Allem ein lustiger Anblick, was mich irgendwie an ein Klassenlager in meiner Schulzeit erinnert.
Später geniessen wir eine feine selbstgemachte Lasagne und lassen den Abend gemütlich ausklingen.    

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Tag 2

Der Morgen startet entspannt mit einem ausgiebigen Frühstück. Es soll heute und die nächsten Tage nicht an Nahrung mangeln. Denn gestern Abend habe ich von unserer Gastgeberin Priska und der Schwester von Doris und ihrem Mann, Wanderproviant erhalten. Dabei sind diverse Nüsse mit Trockenfrüchten gemeint sowie ein selbst gemachter Lebkuchen. Als Zusatz kommen da noch acht ganze Walnüsse obendrauf, sprich für jeden Tag gibt es eine Nuss zu knacken. Ich freue mich speziell auf all diese Gaben und denke beim Einpacken ans zusätzliche Gewicht. Doch stört mich dies nicht weiter, denn die Freude überwiegt.

Wir starten dort, wo ich gestern meinen Tag beendet habe, am Bahnhof Huttwil. Heute sind wir zu viert unterwegs, wobei wir nur zu zweit starten, die anderen beiden stossen später auf dem Ahorn dazu.
Unser heutiges Tagesziel ist Luthern.

Wanderwegtafel Huttwil Bahnhof

Der Wanderweg führt durchs Städtchen Huttwil und dann langsam und sanft den Hügel hoch. Denn bis aufs Ahorn sind es doch knapp 500 Höhenmeter. Unterwegs treffen wir auf die hier bekannte hügelige Landschaft, was auch mal "Hügu Himu" genannt wird. Denn bei einer klaren Weitsicht ist dies wirklich gut zu erkennen. Die Wege führen mal in den Wald, mal wieder zwischen Feldern durch, immer sanft bergauf und sogar mit einer Sicht auf blaue Flecken zwischen den weiss-grauen Wolken bei leichter Bise.

Weg mit Kieseln
über Feld und Wiese

Nach rund drei Stunden Wanderzeit erreichen wir das Ahorn und gesellen uns beim Bergrestaurant zu den anderen beiden, wo zusätzlich auch noch Priska auf uns wartet. Wir bestellen ein "Plättli" und erfahren von Priska, dass hier der Pächter neu sei. Nach einer Weile kommen wir mit einer weiteren Person am Tisch ins Gespräch und stellen fest, dass zwei vom Servicepersonal aus der Fernsehsendung "Adieu Heimat" vom Sender 3+ sind. Es handelt sich dabei um die Frau, welche mit ihrer Tochter damals nach Ägypten auswanderte, obwohl die Tochter nicht wirklich begeistert von dem Vorhaben ihrer Mutter war.
Wir sind erstaunt über die Situation sowie irgendwie auch verwirrt und sprechen noch eine Weile über das brisante Thema.

Am Nachmittag geht’s weiter auf der Höhe des Ahorn bis zum Gume, von wo wir dann nach Luthern absteigen.

Wiesen wandern

Der eigentliche Verlauf der Wanderung, also des Grenzpfades Napfbergland, würde weiter über die Scheidegg, Hochänzi, vorbei über Eyflue bis zum Napf führen. Doch das Bergrestaurant auf dem Napf hat heute geschlossen und ich musste die Route vorgängig anders planen.

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Wenn ich mich an die Planung einer bereits vorgegebenen Route setze, dann plane ich dies immer so, dass es möglichst wenige Abweichungen gibt. Heisst, ich bin sehr routentreu.
Ich erlaube mir dann nicht immer, auch eine etwas einfachere Variante zu wählen und halt von der ursprünglichen, originalen Route abzuweichen.
Treffe ich vor Ort auf eine Situation, bei welcher ich von der geplanten Route abweichen muss, dann kann ich dies immer sehr gut annehmen.
Solche Situationen sind dann die Spannendsten, da ich dann voll aus meiner Kraft schöpfen kann; sprich aus Problemsituationen entsprechende Lösungen zu suchen, umzusetzen und evtl. Neues zu lernen.

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In Luthern angekommen, schlendern wir noch kurz durchs Dorf, denn heute ist Fest im Dorf, die alljährliche "Chöubi", also die Kilbi, findet statt. Kein grosses Ding wie man das sonst kennt, also mit Fahrgeschäften oder Ähnlichem, sondern einfach und übersichtlich.
Wir halten noch kurz beim “Mohrenkopfschiessen” und Doris trifft souverän, was ihr in hohem Bogen einen feinen Dubler beschert.
Den Abend verbringen wir entspannt und mit feinem Nachtessen in der Krone.

Hotel Krone
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Tag 3

Wir treffen uns zu viert beim Frühstück und alle erzählen von etwas müden Gliedern, die einen mehr, die anderen etwas weniger. Doch die Müdigkeit verfliegt relativ schnell, nachdem wir einige Minuten in Bewegung sind.

Draussen auf dem Parkplatz vor der Krone treffen wieder Priska, heute auch noch mit dabei ist Hugo. Sie und er bringen uns heute bis nach Hinter Ey, von wo wir dann gemeinsam mit einem kurzen Anstieg auf den Napf steigen werden.

Da ich sehr routentreu bin, habe ich mir am Vortag noch überlegt, ob ich von Luthern zuerst wieder in Richtung Ahorn aufsteigen soll, um von dort der ursprünglichen Route 65 bis auf den Napf zu folgen. Doch ich entschied mich dagegen, da mein primäres Ziel diese Woche nicht das Bewandern der originalen Route ist, sondern die Begegnungen und Erlebnisse mit meinen Mitwandernden.

Bei der Ankunft in der Hinter Ey gibt es noch kurz ein Gruppenfoto. Dann steigt der Weg an und wir dürfen ca. 400 Höhenmeter hinter uns bringen. Unterwegs nach oben, reisst der Himmel auf und es zeigt sich die Sonne, was uns aufwärmt und ich zu kurzen Hosen wechseln kann.

Trachselegg

Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir den Napf erreicht und geniessen die wärmende Sonne sowie die wundervolle Aussicht ins Luzerner Hinterland und bis ins Berner Oberland. Bei der Sicht ins Hinterland kann man von hier gut den "Hügu Himu" erkennen. Die Weitsicht ins Berner Oberland ermöglicht uns sogar einen Blick weit über das Brienzer Rothorn hinaus.

Priska hat uns Sandwiches vorbereitet und sogar kalte Lasagne von vorgestern Abend dabei.
Wir geniessen die Pause und machen noch einige Fotos, bevor wir uns von Priska und Hugo wieder verabschieden. Denn die beiden nehmen denselben Weg runter, wie wir aufgestiegen sind. Für uns vier geht’s nun weiter zu unserem heutigen Tagesziel Trubschachen. Das sind noch rund 20km Distanz und über 600 Höhenmeter bergab.    

Blick Richtung Luzerner Hinterland
Blick Richtung Berner Oberland

Der Weg führt immer der Kantonsgrenze entlang. Mal sind wir im Kanton Bern, mal im Kanton Luzern. Wir kommen gut voran und auf der Höhe von Fankhaus steigen meine Eltern nach dort ab und nehmen den Bus nach Trubschachen. Doris und ich entscheiden uns noch weiter zugehen. Der Weg führt im Wald entlang einem Grat über Grätliegg und vorbei am Altegrat. Links und rechts ist er steil abschüssig. Eine Aussicht hat man hier im Wald auf dem Grat nicht wirklich, doch schön ist er allemal.

Kurz vor unserer Pause entdecken wir am Boden immer wieder Grenzsteine, welche die Kantonsgrenze markieren. Die Pause selber machen wir dann auf der Berner Seite, wo ich dann auch meine heutige Nuss knacke. Ich habe mir selber noch die Aufgabe gegeben, dass ich diese jeden Tag mit einem anderen Werkzeug, dass ich zufällig antreffe, öffnen werde. Heute ist dies ein Stück Holz.

Grenzstein
geknackte Nuss

Nach der Pause steigen wir weiter ab und kommen bald aus dem Wald. Leider geht nun das letzte Stück grösstenteils nur noch auf Asphalt weiter, was für unsere müden Beine nicht unbedingt angenehm ist. Kurz vor Trubschachen wechselt der Weg nochmals auf natürlichen Untergrund.
In Trubschachen angekommen, nehmen wir den Bus bis nach Bärau, wo wir heute die Übernachtung gebucht haben. Denn blöderweise hat das einzige Hotel in Trubschachen, der Hirschen, heute geschlossen.

In Bärau können wir unser Zimmer beziehen und nach dem Nachtessen gehen wir relativ früh schlafen.

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Tag 4

Heute, am vierten Wandertag, treffen wir beim Frühstück wieder Roland. Er wird uns auf der heutigen Tour wieder begleiten. Mit dabei ist auch seine Frau, welche uns nun von Bärau zum Bahnhof Trubschachen bringt und dann am Abend wieder zu uns stösst.

Am Bahnhof ziehen die einten ihren Regenponcho an und wir verabschieden uns von unserem Taxiservice, machen noch das obligatorische Startfoto und los geht’s. Unterwegs bergauf ziehen bereits die Ersten wieder ihren Poncho ab, da es darunter zu warm wird bzw. es sich wie ein Aquarium anfühlt. Der Anstieg begleitet uns insgesamt ca. 2.5h bis zur Chäserenegg auf knapp 1240m.

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Ich selber bin meistens bei Regen ohne Regenhose oder Poncho unterwegs, heisst ich nehme sie erst gar nicht mit. Wenn es denn das Wetter bzw. die Windverhältnisse zulassen, bin ich bei Regen mit kurzen Hosen und meinen Gamaschen unterwegs. Das spart Gewicht und ist bei grösserer körperlicher Anstrengung besser, da die Feuchtigkeit bestens entweichen kann. Ich werde jedoch für Starkregen einen Regenrock testen, welchen ich bereits bestellt habe.
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Aufstieg zur Chäserenegg

Von nun an geht’s nur noch abwärts zu unserem heutigen Tagesziel Eggiwil. Die eigentliche Route würde hier ab Chäserenegg weiter zum Rämisgummehoger gehen und dann hinunter nach Marbach. Doch ich habe einen Abstecher nach Eggiwil eingeplant, wo wir morgen einen Ruhetag einlegen werden, um uns zu erholen und meinen Geburtstag zu feiern.

Unterwegs nach Eggiwil gibt’s noch einen Halt beim Bergrestaurant Blapbach, um uns eine wärmende Suppe zu gönnen. Dort treffen wir auch wieder auf unser Taxiservice von heute Morgen. Sie nimmt meinen Vater nach Eggiwil mit und wir nehmen noch die letzten 1.5h hinunter nach Eggiwil in Angriff.

Nach Eggiwil

In Eggiwil beziehen wir alle unsere Zimmer im Hirschen und treffen uns zum z’Nacht wieder. Wir sind zu sechst, doch aufgetischt ist für acht. Ich bin verwirrt und frage verunsichert in die Runde, ob denn noch jemand kommt? Keiner antwortet mir so richtig und ich belasse dies, da ich mir denke, dass da bei der Reservation des Tisches was schief lief.

Wenige Minuten später entdecke ich, wie schräg vis-a-vis meine Mutter hinter mich schaut und mit den Augen jemandem Zeichen gibt. Kurz darauf habe ich Hände vor den Augen und ich verstehe sofort, da kommt noch jemand, den ich nun erraten muss.
Ich habe null Anhaltspunkte, wer das denn sein könnte, merke jedoch in meiner Nase ein leichtes und angenehmes Parfüm, das ich nicht zuordnen kann. Ich sage mehrmals verunsichert, wer es denn ist und bekomme keine Antwort. Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwinden die Hände und ich drehe mich um und sehe wer denn mich da nun zum Nachtessen überrascht.
Es sind gute Freunde, mit welchen ich hier gar nicht gerechnet hätte. Ich begrüsse sie und bin noch immer ganz überrascht, doch merke, wie ich Freude daran habe, dass sie den Abend beim Nachtessen mit uns teilen.

Wir alle zusammen verbringen einen gemütlichen und lustigen Abend. Solche spontane wie auch die täglichen Begegnungen mit meinen Begleitenden sind für mich in dieser Woche das Highlight und ich geniesse dies richtig.

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Tag 5

Der Tag startet mit etlichen schönen Glückwünschen zu meinem Geburtstag. Wir frühstücken und beschliessen spontan, die Kambly Erlebniswelt in Trubschachen mit den ÖV zu besuchen. Zu meiner Überraschung taucht unerwartet meine Schwester mit ihrem Sohn beim Frühstück auf. Ich freue mich sehr darüber und erfahre, dass sie über zwei Stunden Anfahrtsweg hinter sich haben. Welch schöne Überraschung. Später wird sie uns ebenfalls nach Trubschachen begleiten.

Roland und seine Frau fahren mich und Doris nach Trubschachen, wo wir uns bedanken und von ihnen anschliessend verabschieden. Meine Schwester mit ihrem Sohn, meine Eltern, Doris und ich geniessen nun den Nachmittag bei der Kambly in Trubschachen sowie bei einem Spaziergang und z’Vieri in Langnau i.E.

Bahnhof Trubschachen

Am späteren Nachmittag geht’s mit dem Zug und Bus zurück nach Eggiwil, wo wir noch eine Partie Minigolf spielen und ich auch noch meine tägliche Nuss zu knacken habe. Am Abend feiern wir noch meinen Geburtstag im kleine Rahmen mit einem sehr köstlichen Nachtessen.

Minigolf
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Tag 6

Heute Morgen ist der Himmel wieder stark bedeckt und es bläst eine leicht kalte Bise. Die Vorhersage für das Wetter in den nächsten Tagen verheisst leider nicht wirklich Gutes. Die Schneefallgrenze sinkt auf 1500m und es kommt wieder viel Regen. Ich versuche mich beim Frühstück davon abzulenken. Unsere heutige Begleitung ist Lucia. Sie läuft mit uns von Trubschachen nach Marbach. Tagesziel ist dann die Marbachegg.

Lucia reist mit dem Bus an und wir begrüssen uns vor dem Hirschen. Kurz darauf starten wir, jedoch ohne meinen Vater, der reist mit den ÖV bis nach Marbach. Wir kommen gut voran und erreichen nach knapp 2h den Hinder Rämisgummen. Die Sicht ist wie erwartet schlecht und lädt nicht zum Verweilen ein. Zudem bläst eine sehr unangenehme und kalte Bise.

Hinder Rämisgumme

Der Weg führt weiter hinauf bis zum Wachthubel, von wo es danach nur noch bergab in Richtung Marbach geht. Eine Stunde vor Marbach überlegen wir uns einen Rast einzulegen, doch schon nach weniger als einer Minute merken wir, dass wir dies besser sein lassen und noch bis Marbach durchziehen, um dort in einem Restaurant uns aufzuwärmen.

Wanderwegschild
Sicht in den Nebel

Endlich in Marbach angekommen, bestellen wir eine heisse Suppe und treffen dort auch wieder auf meinen Vater. Wir unterhalten uns noch eine Weile und verabschieden uns dann von Lucia und nehmen die Gondelbahn bis zur Marbachegg, wo wir heute Abend übernachten.

Hier auf der Marbachegg gäbe es eine wundervolle Sonnenterrasse mit schöner Weitsicht. Doch wir können uns diese heute leider nur vorstellen, da auch hier alles in einer dicken Nebelsuppe sitzt.

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Tag 7

Am Morgen des siebten Tages spricht mich die Betreiberin des Berggasthauses beim Frühstück auf meine gestrige Frage zur Situation auf dem Brienzer Rothorn an. Sie zeigt mir Webcam-Bilder, auf denen man die Leute dort am Schneeräumen sieht. Schnell wird mir klar, dass dies heute keine gute Idee ist, aufs Rothorn hochzuwandern. Unsere Übernachtung beim Eisee bleibt fix, doch hochwandern aufs Rothorn und dann noch runter zum Eisee wird wohl nichts. Zu allem kommt noch hinzu, dass dies schon die schwierigste aller Routen der ganzen Woche ist.
Ich beschliesse zusammen mit meinen Mitwandernden, dass wir dies mit Bus, Bahn und Seilbahn machen und nur einen kleinen Teil wandern werden.
Wir wollen zuerst bis nach Kemmeriboden absteigen, doch entscheiden uns unterwegs anders und wandern direkt nach Marbach. Denn bis nach Kemmeriboden wäre alles in allem mit den ÖV bis zum Eisee zeitlich zu knapp geworden, da die Sesselbahn vom Rothorn zum Eisee nur bis halb fünf fährt und wandern dorthin ja keine Option ist.

So haben wir eine gemütliche Reise bis nach Sörenberg und als Highlight sogar die ganze 80er Gondel von Sörenberg bis aufs 1000m höher gelegene Rothorn für uns alleine. Oben angekommen hat es gute 35cm Schnee und ein eisiger Wind bläst. Hallo Winter! Nach einer kurzen Pause im Restaurant geht’s in einem Tunnel im Fels Richtung Sesselbahn.

Schnee auf dem Brienzer Rothorn

Die Fahrt hinunter zum Eisee auf der Sesselbahn ist bitterkalt und eisig. Es schneit, der Wind bläst, man sieht knapp bis zum nächsten Sessel und ein Peeling im Gesicht ist inklusive. Hinzukommt, dass wir ja die dicke Winterausrüstung nicht dabei haben.
Die Fahrt fühlt sich wie eine Ewigkeit an und alle sind froh, als wir unten ankommen und direkt aufs Berggasthaus zusteuern können. Hier, ca. 400m tiefer, liegen immer noch gute 25cm.

Berggasthaus
Schnemänner beim Eisee

Im Gasthaus beziehen wir unsere Betten und wärmen uns den ganzen Nachmittag mit Tee, Kaffee und Lutz auf. Dazu finden wir in gemütlicher Atmosphäre endlich Zeit um eine Jass-Partie zu spielen. Den ganzen Nachmittag verbringen wir damit und lassen anschliessend den Abend mit einem gemütlich Nachtessen und einer weiteren Jass-Partie ausklingen.

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Tag 8

Heute bricht der letzte Wandertag an. Uns war bereits gestern auf dem Rothorn klar, dass wir auch den letzten Abschnitt nicht der Route 65 folgen können. Sie würde uns schön langsam entlang dem Brienzer Rothorn, vorbei am Harnihaggen hinab bis zum Brünig führen. Wäre das Wetter schön und kein Nebel in Sicht, gäbe es sogar ein unglaubliches Panorama zu sehen, welches wir übrigens auch gestern bei der Wanderung hoch auf das Rothorn gehabt hätten. Doch leider spielt das Wetter ein anderes Spiel.
Wir diskutieren, ob wir mit den ÖV via Mörlialp nach Giswil und dann weiter auf den Brünig sollen oder via Luzern nach Giswil auf den Brünig. Die Entscheidung ist schlussendlich auf die Option via Luzern nach Giswil gefallen.

Nach dem Frühstück brechen wir auf und erhalten noch Wolldecken für die Fahrt mit dem Sessel nach oben aufs Rothorn. Die Fahrt fühlt sich heute geradezu angenehm und fast schon schön an, obwohl der Nebel einem die Sicht nimmt. Doch vom Wind ist heute Morgen nicht viel da. Oben angekommen zeigt sich eine schöne Szenerie mit einer eisigen und doch wundervollen Winterlandschaft. Zwischendurch kann man sogar ganz kurz die Sonne erkennen. Ich mache eine Foto und anschliessend geht’s durchs Tunnel hoch aufs Rothorn.

Winterlandschaft

Den heutigen Tag nehmen wir wirklich sehr gemütlich. Deshalb gibt’s gleich nach der Ankunft auf dem Rothorn einen Rast mit Tee und Kaffee. Ich sehe draussen jemanden am Schneeräumen und komme mit den beiden Herren ins Gespräch. Wir unterhalten uns eine Weile und ich erfahre, dass es durchaus mal vorkommen kann, dass anfangs Oktober hier oben so viel Schnee fällt. Doch diese aktuellen Wetterverhältnisse seien schon aussergewöhnlicher, denn seit 1986 sei der Sommer/Herbst nicht mehr so schlecht gewesen wie dieses Jahr.
Wir verlassen das Rothorn mit der Gondel, welche wir übrigens wieder für uns alleine haben und besteigen später den Bus Richtung Schüpfheim.    

Schneefräse auf dem Rothorn

Nach über zwei Stunden Bus und Bahn steigen wir zu dritt in Lungern aus und nehmen den letzten Teil doch noch zu Fuss in Angriff. Es ist zwar nicht die originale Route, doch finden wir, dass wir symbolisch noch den letzten Teil zu Fuss gehen möchten. Nach knappen 90 Minuten erreichen wir den Brünigpass. Dort entdecke ich das Wanderwegschild, welches den Start der Route 65 anzeigt, trotz allem, dass ich nicht die originale Route gelaufen bin, erfüllt mich ein gewisser Stolz.
In unserem letzten Gasthaus, dem Brünig Kulm, treffen wir dann auch wieder auf Doris.

Wir lassen es uns zum Nachtessen nochmals richtig gut gehen und verbringen zu viert einen gemütlich sowie ruhigen Abend.

Morgen reisen wir ab und fahren zurück nach Hause.

Lungernsee
Ziel auf dem Brünigpass
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Nachklang

Die Vorfreude auf diese mehrtägige Route war seit der Idee im Frühling da.
Denn ich liebe es, mehrtägige Touren zu planen, egal ob mit Hotel, Hütte oder draussen. Die Vorstellung mit Familie und Freunden unterwegs zu sein und Zeit mit ihnen zu verbringen, gute Gespräche zu führen, Abenteuer zu erleben und dabei gemeinsam denselben Weg zu gehen, erfüllt mich.

Die Situation mit dem Schnee und dem allgemein eher kalten und nassen Wetter hat mich immer mal wieder beschäftigt und teils genervt, da ich mir doch eine goldene Herbstwanderung vorgestellt habe. Rückblickend ist dies jedoch gar nicht so relevant, denn auch trotz den Abweichungen vom Plan waren es sehr schöne Tage mit vielen spannenden Erlebnissen und Begegnungen. Auch die Rückmeldungen von allen Beteiligten waren nur positiv, so dass sie beim nächsten Mal auch wieder gerne mit dabei sind.

Somit sicher nicht das letzte Mal, dass ich sowas geplant und durchgeführt habe.

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In diesem Jahr sind keine weiteren mehrtägige Wanderungen mehr geplant. Vielleicht noch was Spontanes - mal schauen, was der Herbst bringt. Ansonsten geht’s nun mit der Planung der Via-Alpina weiter; meinem grossen Vorhaben im nächsten Jahr von Triest nach Monaco von über 2500km (Mai-Oktober 2025)
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Bis bald 

Infos zur Tour

- geplante Tour mit komoot
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